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Danke fuer die Zuschriften, wenn sich auch mein Problem mit dem Koreanisch lernen noch nicht geloest hat. Buecher, Sprachkurse auf CD, das habe ich alles, ist aber nicht so das richtige fuer mich.
Andererseit moechte ich sicherlich gerne der eigentlich nur negative Darstellung entgegentreten. Ueber das politische System brauchen wir ja wohl nicht reden, wenngleich ich aber das Regime bis zu einem gewissen Grad verstehen kann (Bezogen auf aussenpolitische Themen, natuerlich nicht ueber das, was man Menschenrechte nennt) Es ist doch so, das die Amerikaner, insbesondere Bush garnicht an wirklichen Verhandlungen interessiert ist, er braucht den "Feind" innenpolitisch. Und Verhandlungen kann man nur fueheren, wenn man den Gegner als gleichwertig anerkennt. Es gibt nach ueber 50 Jahren Waffenstillstand immer noch keinen Friedensvertrag. Da wird sich leider wohl auch in Zukunft nicht viel tun, dafuer sind die Koreaner zu stolz. Und das Regime ist ja selbst nicht daran interessiert, das es kann viele Begruendungen fuer die Gaengelung der Bevoelkerung verlieren wuerde. Ueber die Menschenrechtssachen gibt es genuegend Info's in Internet, dazu muss ich wohl auch nichts sagen.
Nun aber zu meinem Leben im "Paradies". Zuerst muss man sagen, das es wohl eine "Paranoia" auf beiden seiten gibt, vielen Auslaendern in Land und bei den Koreanern. Keiner traut dem anderem. Fuer die meisten Koreaner sind wir Spitzel Amerikas, die die Regierung stuerzen wollen, viele Expats glauben staendig ueberwacht und belogen zu werden. Das mit dem ueberwachen ist sicherlich richtig, nach meiner Einschaetzung ist das Ueberwachungssystem noch viel perfieder ausgebaut wie in den anderen frueheren kommunistischen Laendern. Dies dient allerdings hauptsaechlich zur Ueberwachung der eigen Bevoelkerung.
Und wenn man seit der Kinderkrippe taeglich mit Propaganda berieselt wird, glaubt man nach einiger Zeit auch daran. Ganz abgesehen von den Berichten, die fast jeder Koreaner regelmaessig abliefern muss. Er geht woechtlich zu politischen Schulungen, muss dann auch Referate ueber die Werke der grossen Fuehrer oder presseartikel schreiben und verpasst sich dabei selber noch eine Gehirnwaesche. Es traut eigentlich keiner dem anderem, selbst bei guten Freunden geht das Vertrauen nur bis zu einem gewissen Punkt. Und wenn man mit koreanischen Freunden (die man eigentlich nicht haben darf, besser gesagt, Koreaner duerfen keine Auslaender als Freunde haben) auch ueber sensible Dinge redet, kommt oft schnell die Bemerkung "Ich moechte nicht darueber nachdenken, es breitet mir nur Kopfschmerzen". Und trotz allem steht die Bevoelkerung zu dem Regime, was fuer anfangs fuer mich unverstaendlich war und zum Teil noch ist. Aber wir sind dort nicht unter diesen Bedingungen aufgewachsen. Ich habe trotz allen sehr enge Freundschaften mit einigen Koreaner, die ich auch gerne weiter pflegen moechte. Dies ist allerdings recht schwierig und geht nur ueber Umwege. Ansonsten muss ich sagen, das sich in den letzten Jahren doch sehr viel veraendert hat. Als ich im Herbst 2003 nach Korea kam, wechselten noch viele Koreaner die Strassenseite, wenn man ihnen entgegenkam, um nur nicht in Verdacht zu geraten, verbotene Kontakte zu haben. Inzwischen wird man aber, wenn man spazieren geht, oft angesprochen, meist von Kindern und Jugendlichen, die ihr Englisch ausprobieren. Und man wird haeufig zu Grillfesten eingeladen, die die Koreaner gerne an Arbeitsfreien Tagen in Parks machen. Man kann sch zwar nicht unterhalten, muss aber mit ihnen essen und trinken. Auch sonst sind die Koreaner offener zu uns geworden, insbesondere in Pyongyang. Auf dem Land wird man oft noch unglaeubig angesehen. Die Anfangszeit in Korea war nicht einfach, man oder besser gesagt ich hatte immer den Eindruck, als ob wir als Monster angesehen werden. Das hat sich aber dann gelegt. Waehrend meiner gesamten Zeit bin ich sehr viel in Nord Korea gereist, bin sicherlich einer der wenigen Expats, die wirklichviel von dem Land gesehen haben. ES ist eigenlich ein sehr schoenes Land mit sehr liebenswerten Menschen, die klaglos viele, nein alle Strapazen ertragen. Ich habe eigentlich immer darauf gewartet, das irgenwann mal ein Aufschrei passierte. Da laufen die Menschen im Winter bei -20 bis -30 Grad in duennen Stoffschuhen in Schnee herum, schleppen viele Dinge (meist sind es die Frauen) auf ihrem Ruecken ueber viele Kilometer, ohne zu murren. Es ist recht schwierig, das ganze zu beschreiben, man muss es erlebt haben, auch die warmherzigkeit der Menschen.
Es kam die Frage nach Bildern. Ich habe viele Bilder gemacht, ich schaetze so ca 10.000 waehrend meiner Zeit dort. Aber diese muesste man erkaeren. Ich kann sicherlich Landschaftsbilder etc ins Netz stellen, da gibt es aber auch schon viele in Internet. Viele andere Bilder kann man mit unterschiedlichen Unterschriften komplett veraendern, die wuerde ich nicht veroeffentlichen. Ich hatte sehr grossen Vertrauen bei meinen Koreanischen Kollegen, so das ich eigentlich ungehindert fotografieren konnte.
Es ist recht schwierig die 3 Jahre hier in einem kurzem Bericht darzustellen, wenn fragen sind, bin ich gerne bereit, diese zu beantworten. Vieles ist sicherlich fuer mich inzwischen selbstverstaendlich, was jemand der noch nie dort war, als etwas besonderes ansieht.