User title: 이글
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Moin!
Natürlich würde es zeitlich etwas knapp werden, dann noch Atomwaffen zu entwickeln, ich wollte halt nur eine Extremsituation konstruiren, in denen die Staaten immer noch nicht berechtigt wären, Atomwaffen zu entwickeln.
Natürlich ist das Risiko größer, einen Staat mit Atomwaffen anzugreifen als einen ohne. Das Risiko, dass ein Handtaschendieb weitere alte Omies überfällt, wäre sicher auch geringer, wenn man ihm jedesmal einen Finger abhacken würde. Ist es deshalb richtig, das zu tun?
Und die Gefahr, dass die USA Nordkorea angreifen, ist praktisch nicht vorhanden. Die sind noch auf Jahre hinaus im Irak bzw. mit den politischen Nachwirkungen beschäftigt (Die Lust der amerikanischen Bevölkerung auf ein weiteres Fiasko dürfte für sehr lange Zeit denkbar gering sein). Nordkorea besteht nicht wie der Irak praktisch nur aus übersichtlicher Wüste, sondern aus 70% schwer zugänglichem Gebirge, wo sie ihren Vorteil durch Hightech-Waffen viel schlechter ausspielen können. Sowas ähnliches haben die Amerikaner schon in Vietnam erlebt. Auch dürfte die nordkoreanische Armee um ein vielfaches stärker und verblendeter sein als Sadams Truppen, die ja mehr oder weniger nur mal angehustet werden mussten, weil sie sowieso keinen Widerstand leisten wollten. Außerdem gibt es in Nordkorea keine Öl- oder großartig andere Rohstoffvorkommen, an denen die USA so interessiert sein könnten, dass sie einen Angriff wagen. Und nicht zuletzt würde ein Angriff gleich drei bedeutende Mächte verärgern: Südkorea, China und Russland. Auch andere Staaten dürften nach den Lügen der USA wenig Begeisterung zeigen (Ich denke nur gerade mal daran, wie klein die "Koalition der Willigen" im Irak schon war). Nur Japan könnte daran Interesse haben, dank ihrer Verfassung könnten sie sich aber nur schwer daran beteiligen.
Die USA müssten sich schon schwer bedroht fühlen, damit sie einen solch riskanten Angriff wagen würden. Durch die Drohgebärden ist ein Angriff der USA aus meiner Sicht sogar eher ein bisschen wahrscheinlicher geworden. Kim Jong-il täte viel besser daran, statt mächtiges Staatsmännchen zu spielen sich lieber für andere Staaten wichtiger zu machen, ergo das Handelsvolumen ausbauen. Auch die wichtigsten Handelspartner China und Russland sind von den Tests ja so verärgert gewesen, dass sie vergleichsweise harten Sanktionen zugestimmt haben. Allgemein dürften die USA nun bessere Karten in der Hand haben, wenn sie jemand von der Böswilligkeit Nordkoreas überzeugen wollen: "Guckt mal, die haben doch schon mal alle internationale Warnungen in den Wind geschlagen." Nur leider scheint Kim Jong-il nicht zu verstehen, dass ihm seine tolle Armee kaum was nützen wird, wenn sein Land wirtschaftlich zugrunde geht.
Fazit: Nordkorea ist weder berechtigt, sich Atomar zu bewaffnen, noch hat es irgendjemand etwas genutzt. Das Risiko eines Krieges dürfte sich nicht großartig verändert haben, da es schon vorher praktisch nicht vorhanden war. Die Leidtragenden sind vor allem wieder die einfachen Einwohner Nordkoreas.
Gruß, Johannes
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