Offtopic
Ich schweife ab, aber ich bin gerade in dieser Laune.
Bin in Berlin geboren und aufgewachsen. Kann es nicht vergessen, wie es damals war, als die Mauer fiel.
Im Ostblock gab es Ender der 80er täglich Veränderungen. Und eines Tages stand ich auf den Schulhof mit
meinen Klassenkammeraden. Es gab nur ein Thema. In der Nacht ist die Mauer gefallen.
Vieles war in den letzten Monaten in Europa passiert, aber dass ditt olle Ding da irgendwie porös wurde,
also nicht mehr so ne "semi permeable Membran" war, ditt hamm wa irgendwie nicht geschnallt.
Wir entschieden uns einfach mal spontan auf dem Schulhof, den Unterricht zu schwänzen und Richtung
Brandenburger Tor zu fahren.
Am Brandenburger Tor angekommen, waren wir natürlich nicht allein. Irgendwie schafften wir es auch alle,
auf diese Mauer zu klettern. Vor dem Brandenburger Tor war die Mauer anders als sonst. sie war deutlich
breiter.
Die Nationale Volksarmee hatte aber schon ein nettes Aufgebot an Soldaten auf östlicher Seite vor der Mauer
aufgestellt und irgendwie hatte keiner den Mumm, mal runter zu springen.
Dann fuhr auf westlicher Seite ein Wagen vor, aus dem eine bekannte Person ausstieg. es war Willy Brandt.
Ich hatte damals schon (wohl fast alle anderen auch) Bilder von Willy Brandt an der Berliner Mauer gesehen,
kurz nach dem sie errichtet wurde. Jetzt war die Situation aber um 180° anders, es war kein Film und man
hat es selbst miterlebt. Und alle schrien nur noch (die politische Einstellung war nur noch egal)
"Willy auf die Mauer, Willy auf die Mauer.........."
Auf die Mauer ist er nicht geklettert sondern wieder weg gefahren.
Drei oder vier Jugendliche sind aber dann doch noch von der Mauer in Richtung Osten runter gesrprungen.
Sie wollten durchs Brandenburger Tor. Aber da standen ja die Soldaten. Sie versuchten noch, mit Zigaretten
die Soldaten zu bestechen, was komplett schief ging. Sie mussten wieder zurück auf die Mauer.
Aber immerhin waren NVA Soldaten nett genug, ihnen eine Räuberleiter zu bieten. Watt ja eigentlich "Fluchthilfe"
war.
Es war schon eine besondere Zeit.
Irgendwann hamm wa uns auch verdünnisiert.
Sind abends noch einmal zurück an die Mauer vor dem Brandenburger Tor gefahren. War aber kaum mehr
ein Durchkommen, da wohl die halbe Welt den gleichen Gedanken hatte.
Ich hörte nur noch aus Lautsprechern aus dem östlichen Sektor von Berlin
"Bürger Westberlins, sie befinden sich auf militärischen Sperrgebiet. Verlassen Sie es sofort".
(Den richtigen Text hab ich nicht mehr in Erinnerung, aber der Inhalt stimmt).
Der Soldat, der dass ins Mikro schrie, war wohl sehr verbittert. Das war wohl das letzte gefecht der NVA am Brandenburger Tor. Der andere Teil, äh, der grössere Teil der Leute,war nur noch am feiern.
Wenn man sich aber beispielsweise in Gwangju im Dokumentationszentrum eine Filmdokumentation vom 18.May Massacre ansieht, hört, dass plötzlich auf unbewaffnete Demonstranten geschossen wurde (Menschen starben),
dann überlegt man schon, ob die friedliche Revolution in Deutschland nicht auch noch einen anderen Weg gnommen
hätten können.
Geschichte verläuft wohl anders, als Politiker sie sich wünschen.
Es ist nicht leicht, heute die Gefühle und Gedanken von damals hier wiederzugeben. Es war ja eine Entwicklung die sich eingliedert in mehrern Entwicklungen einer Gesamtentwicklung. Nichts passierte unabhängig.
Und das wird wohl auch für Korea gelten.

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2 times, last on 2010-11-28, 00:23 by Unknown user.