In reply to post ID 2343
Subject: Kulturverbreitung, oder so...
Hi, ich bin die Bine und bin so über das Forum gestolpert und hab mich gleich eingetragen, weil es hier doch sehr viele Interessierte zu geben scheint. Würd mich sehr über einen interessanten Austausch freuen!
Und da hab ich doch die "Diskussion" darüber gelesen, was sich nun von Korea nach Japan und umgekehrt ausgebreitet hat.
Sicherlich hat Martin, wie iGEL schon gesagt hat, eher die tradtionelle Sparte gemeint. Und da läßt sich außer Hanbok oder Kaiserfamilie (was in Japan übrigends eine inoffizielle heiße Diskussion ist, aber womit man sich natürlich offiziell lieber nicht beschäftigen will...) noch vieles mehr aufzählen.
Besonders bei traditionellem Handwerk... die Töpferkunst haben die Japaner quasi "geklaut", als Hideyoshi um 1592 in Korea einmarschierte hat er gleich die Töpfermeister mitgenommen und sie dann für sich schuften lassen. Vor allem Teekeramik. Überhaupt kann man bei vielen Dingen sagen, dass sie von China nach Korea (oder auch eigenständig koreanische Entwicklungen) gingen und da "koreanisiert" wurden bevor sie dann nach Japan weiter verbracht wurden.
Was Martin aufzählte fällt ja eher in die Sparte "moderne Modeerscheinungen" ... und ob Poccari Sweat wirklich eine kulturelle Errungenschaft ist, die man weitergibt, oder einfach ein Produkt, dessen Absatzmarkt sich vergrößert hat, darüber lässt sich sicher verschiedener Ansicht sein.
Auffällig ist sicherlich, dass es im Moment einen ziemliche Korea-Boom in Japan gibt, besonders angekurbelt durch die ganzen Soap-Operas im Fernsehn (Wie Wintersonate) die dann im Orginal gesendet werden und ein ganzes Heer Hausfrauen mittleren Alters in die Sprachschulen drängen, um Koreanisch zu lernen (sehr witzig...)
Was ich auch besonders bizarr finde, sind die Shopping-Kurztrips der Japaner(innen) nach Korea. Ich hab während meines Japan-Aufenthalts auch mal sowas mitgemacht, weil es eine billige Methode war, mal nach Seoul zu kommen. Meine Freundin und ich waren die einzigen Europäer in der Gruppe und wohl auch die einzigen, die sich ein paar historische Sachen und Museen ansehen wollten, die anderen (Japanerinnen) wollten nur die günstigsten Läden für Este (Kosmetik/Pflege) wissen und wo man Markensachen günstig bekommt. Der Trip war wirklich ne lustige Erfahrung und hat mich angeregt noch mehr über Korea zu erfahren.
Noch zu einem früheren Beitrag: über die "charakterlichen Unterschiede" von Koreanern und Japanern... sicher kann und sollte man nicht verallgemeinern, sonst ist man ganz schnell bei - zwar praktischen - aber auch gefährlichen Stereotypen á la "die Japaner" "die Koreaner" oder auch "die Deutschen" - und wer will sich schon mit allen Deutschen über einen Kamm scheren lassen??
Was ich aber auch bestätigen kann, ist dass die Japaner eher zurückhaltend sind (zumindest, solange sich sich unter Fremden befinden) und jeder irgendwie versucht, so unauffällig wie möglich seine Rolle in der Gesellschaft zu spielen... das ist für Ausländer oft nicht so einfach, weil wir einfach keine "Rolle" in dem Schauspiel haben und müssen uns erst reinfinden. Aber wenn man erstmal eine Freundschaft aufgebaut hat, dann ist es ganz normal, sie sind sehr zuvorkommend und lieb. Einige meiner besten Freunde in Japan waren Koreaner... da hab ich dann den Unterschied schon gespürt, sie sind sehr gesellig und offenherzig zu jedem, den sie kennenlernen. Auch in Seoul sind die Leute sehr offen und freundlich auf uns zugekommen, mit Neugierde und Gastfreundschaft.
Ob man aufgrund der trotzdem recht wenigen Erfahrungen die beiden so miteinander vergleichen kann, weiß ich nicht, ist halt nur das, was ich so erfahren habe...
Liebe Grüße
Die Bine