wenn ich eine/n asiatin/en mit deutschem namen sehe, dann frage ich mich immer, wie es zu dieser kombination gekommen ist. anstarren tue ich sicherlich nicht, aber ich schau mir die person schon genauer an. aus meinem geburtsland ist mir nur noch mein 2. vorname geblieben, der auch so im pass vermerkt ist. ansonsten ein komplett deutscher name.
frueher musste ich auf nachfrage mehr oder weniger immer damit rausruecken, dass ich ein suesser koreanischer import in eine deutsche familie bin. es gab keinen ausweg aus den bohrenden fragen. von koreanischen ajumas musste ich mir oft anhoeren, dass es eine schande sei, die muttersprache nicht mehr sprechen zu koennen. ja, es hat an mir etwas genagt. aber als kind stellten sich mir keine fragen, ich war deutscher.
die identitaetsprobleme kamen erst mit der pubertaet langsam auf, waren aber nie absolut vordergruendig. aus angst vor dem unbekannten habe ich vermieden, kontakt mit koreanern zu haben, obwohl ich so gerne mit ihnen gesprochen haette. aber diese unbewusste scham, kein koreanisch sprechen zu koenne, hielt mich ab. mehr ein zufall wollte es, dass ich dann eines tages guenstig an flugtickets nach korea kam, ich meine aengste etwas ueberwandt und kurzentschlossen 2004 zum ersten mal nach korea flog.
dies war wohl der groesste einschnitt in meinem leben, unbekannte sehnsuechte und wunden brachen auf. in meinem kopf drehte sich alles um korea, meine sehnsucht nach geborgenheit, die frage nach den biologischen eltern. es waren harte zeiten, in denen ich mich selbst bemitleidete und selbst mit mir nicht mehr klar kam. der kontakt zur familien und freunden brach fast komplett zusammen. vorallem fuer meine eltern und mich waren es schwere zeiten.
in den darauffolgenden jahren flog ich immer 2 mal im jahr nach korea, weil es mich dahin zog, ich mich dort wohl fuehlte. die frage nach den leiblichen eltern draengte sich so stark auf, dass ich die suche im koreanischen tv, internet und zeitung versucht habe. leider oder gott sei dank ohne erfolg. aber fuer mich stand jetzt fest, ich bin koreaner.
heute sehe ich viele dinge wesentlich differenzierter und offener. ich habe einige adoptierte an der identitaetsfrage im wahrsten sinne des wortes zerbrechen sehen. ich habe miterlebt, wie familien aus falsch verstandener und ausgedrueckter wut, trauer und enttaeuschung dauerhaft zerbrochen sind. in korea sehe ich vorallem junge adoptierte, die spass haben, etwas geld verdienen, und sich dort zu hause fuehlen. aber wirklich in die koreanische gesellschaft hat sich kaum jemand integrieren koennen. sie bleiben meist unter ihres gleichen.
was bin ich, muss ich mir selber leid tun? nein, glaube ich nicht. ich kann meine koreanischen wurzeln und deutsche praegung nicht verleugnen. ich bin ein teil aus beiden laendern und froh darueber. ich habe beide kulturen kennen gelernt und ziehe meinen nutzen daraus. gerade adoptierte sollten bedenken, welche moeglichkeiten ihnen durch die adoption gegeben wurde. deswegen, schaut positiv nach vorne, ihr bestimmt, wer und was ihr seid, nicht die gene.