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Hallo, Katholiken
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naja #1
User title: naja
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Subject: Hallo, Katholische
Woher kommt der Feiertag "froher Leichnam"?
Vor einem (dem) Leiche kann man froh sein?
Würde ich morgen
dummerweise ohne Wissen daüber zu Hause bleiben...
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Bauschi #2
User title: 바우시
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Hallo naja,
wenn du glaubst, dass der Feiertag "froher Leichnam" heißt, dann musst du dich verhört haben ;)  Der Feiertag heißt "Fronleichnam". Ich zitiere Wikipedia:
Das Fronleichnamsfest, kurz: Fronleichnam (von althochdeutsch: fron Herr, liknam Leib; kirchenlat.: Corpus Domini), offiziell „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, regional auch Prangertag oder Blutstag genannt, ist ein Fest im römisch-katholischen Festjahr, in dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird.
Bauschi | 바우시 blog.fbausch.de
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Katho (Guest) #3
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In reply to post #1
hall ungläubiger,
weder 'froh' noch 'leichnam' wird gefeiert.

im lateinischen heisst das fest 'Corpus Domini' also der 'leib des herrn'.

die gebrächliche bezeihnung Fronleichnam leitet sich aus dem althochdeutschen 'Fron' = Herr  und 'Lieknam' = Leib , Körper her.
vgl. ist auch heute noch der begriff Fronarbeit verbreitet, für mittlealterliche dienste bauern für ihre lehnsherren (skalvenarbeit ^^)

wie du vielleicht weisst, wird in der katholischen messe die 'Eucharistie' gefeiert. es werden an die Gläubigen Hostien (brot) mit den worten "Dies ist MEIN leib' und wein mit den den worten "dies ist MEIN blut" verteilt.
Also eine 'Verleiblichung' Jesus in der gegenwart.

Dieses Sakrament wird am Fronleichnam gefeiert ;-)

theoretisch ist das ein nachgezogenes Fest für den Gründonnerstag an dem Jesus das letzte Abendmahl gefeiert hat, das aber wegen der Stille der Karwoche dort nicht begangen wird.

Hoffe die kurze Erklärung  bringt ein wenig Licht ins Dunkel...so katholisch bin ich nämlich nicht, man verzeihe mir ^^;

froh und leiblich? das geht in der kirche :-)
du isst das Brot (den Leib des Heern) , trinkst den Wein (das Blut des Herrn) und blickst in eine Frohe Zukunft !!

Frohern Feiertag an Alle!

p.s.:
...und da ohne 'Leichnam' keine Auferstehung möglich wäre , ist auch das 'Froh' obwohl 'Fron'arbeit.
naja #4
User title: naja
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In reply to post #2
Ach, so!
Habe meinen Dank, Bauschi!
Mal gesprochen wurde, "der Tag heisst Fronleichnam",
Es ist von mir "he" zugesetzt   und mit Akusativ übersetzt.
"es wäre froher Leichnam" dann "es würde frohen Leichnam heissen".
Fremdsprache ist so schwierig zu lernen und verstehen.

Zur Sache:
die leibliche Gegenwart Jesus wird
für 33 Jahre von der Geburt bis zum Tod (mit Lücke des 6-30 jährigen Lebens)
und für 40 Tage von seiner Wiederbelebung(? Hilfe!!) bis die Fahrt zum Himmel
ausdifferenziert feiert,
durch Weihnachten, Ostern und nochmalige Bestätigung des heiligen Geist,
ja bis Himmelfahrt.
Gibt es neues oder Anderes am Fronleichnam?

noch eine Frage nach
biblischer Dogmatik
heiliger Vater? und heiliger Sohn? ja klar.
Welche Rolle spielt aber der heilige Geist in der Dreifältigkeit?
mehr als Engel wie Gabriel und Michael?
oder nur eine dogmatische Evolution?
Weltweit ist interessanterweise die Zahl 3 beliebt.
naja #5
User title: naja
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Hmmm, meine Formulierung ist schwerfällig, deshalb manchmal nicht getimet, verspätet.
Danke, Katho (aber villeicht evangelischer Gast).
Katho (Guest) #6
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In reply to post #4
Bin wohl katholisch aber nicht firm in der Dogmatik. Ich denke , da gibt es hier vielleicht bewandertere ;-)

Quote by naja:
Gibt es neues oder Anderes am Fronleichnam?
Nein. In diesem Sinne ist Fronleichnam nicht mit dem Leben Jesu verbunden. Es findet wohl immer knapp 2 Wochen nach Pfingsten statt hat aber dazu keinen direkten thematischen Bezug.
Der Bezug zum Leben Jesu besteht in der Eucharistiefeier beim Letzten Abendmahl. Dieses fand eben an Gründonnerstag (der Tag vor Karfreitag in der Karwoche vor Ostern statt).
Da man in der Karwoche aber nicht feiern darf/soll wird der Eucharistiefeiertag eben jetzt nachgefeiert.

Quote by naja:
Welche Rolle spielt aber der heilige Geist in der Dreifältigkeit?
mehr als Engel wie Gabriel und Michael?
oder nur eine dogmatische Evolution?
Schwer zu verstehen, noch schwerer zu erklären. Nicht umsonst führte diese Diskussion zur Spaltung von othodoxer und römisch-katholischer Kirche.
Er tritt nicht als menschenähnliche Person auf, von daher kein Engel.
Was ist er aber?
Er kann Menschen beseelen, also er ist kein Engel aber z.B. an Pfingsten ist er in die Jünger Jesu gefahren.
In anderen Religionen spiegelt sich die Dreifaltigkeit ja z.B. in den drei Hauptmotiven Schöpfung, Sein, Zerstörung oder Geburt, Leben und Tod wieder.
Wenn man den katholischen Glauben an einen zeitlichen rahmen anpassen möchte, mit Gott-Vater als Schöpfer und Gott-Sohn als erlösend Lebenden könnte man den Heiligen Geist als gegenwärtige Gestalt Gottes auffassen den Christen per Taufe und Firmung empfangen.
Der Heilige Geist sozusagen als Task-Force.
Der Gedanke bleibt aber inkosistent da ja alle 3 Hypostasen immer und allgegenwärtig sind.
Und wichtig bleibt :  Es gibt nur einen Gott. Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist.

aber das gleiche Konzept vom Geist gibt es ja in fast allen Religionen und wird da auch nicht einfacher zu erfassen sein. Wind, Atem, Seele, Feuer.
oder kannst du mir das koreanische  기 erkären?

so, hoffe das war nicht zu länglich und nicht zu falsch ;-)


Quote by naja:
Wiederbelebung(? Hilfe!!)
= Auferstehung
naja #7
User title: naja
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es freut mich, eine(n) KonversationspartnerIn auf diesem Forum gefunden zu haben. :-)

Ich bin Gläubiger, aber ein fusionierter.

Mein Herz schlägt buddhistisch.
Meine Beine bewegen sich taoistisch.
Meine Hände verhalten sich konfuzianistisch
Mein Kopf denkt christlich.
Ja, in Korea läuft man links, fährt aber rechts.

Ohne dies zu verstehen, könnte man den Film Milyang nicht richtig geniessen.

wenn ich über 기 erklären soll, entschuldigung, aber warte mal bis übermorgen ;-)
naja #8
User title: naja
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Wie gesagt, erkläre ich ein bisschen über 기.
기 schreibt man im altchinesisch 氣.
Zerlegend auszulesen, heisst es ungefähr, Reis zu brennen und betreiben.
Unter 기 versteht sich Betriebsressource.

Konfuzianistisch:
Von china hat Korea die spekuative Seite des Konfusianismus,
Japan die pragmatische.
In Korea blühte diese Philosophie im 15-16ten Jahrhundert.
Damals fokusierte sich auf die Bezieung von 이(理) und 기 auf die reale Welt.
이 heisst ratio wie Prinzipien.
man kann diese Tendenz mit der Vorstellung über ideal und Real
von Platon und Aristoteles -aber quer - vergleichen.

Die reale Welt umfasst neben dem naturlichen Phänomen menschliche Emotionen
wie Freude, Arger, Trauer, genuss(ungefähr)... insgesamt 7.
angedeutet wird, dass menschlicher Wille zws. ratio und Emotion steht.
Zen- Buddhismus hat zu dieser theoretischen Entwicklung
mit der differenzierung und Vereinheitlichung von 空 und 色 beigetragen.

durch längliche Diskussionen wurde herausgestellt, dass
理 und 氣 untereinander und zusammen auf die reale Welt wirken.  nicht besonders, oder?

Taoistisch:
Taoistischer Himmel ist nicht vereinheitlicht.
Jeder könnte Götter werden.
Wodurch?
geistige und körperliche Training,
um Energie zu kristallisieren und in den Energiezentren단전 zu kondensieren.
Wenn die Schale vom Körper voll von reiner Energie würde,
wäre er schon Götter, der nie - oder nicht schnell - stirbt,
es sei denn, dass er ausbahnen und vom stärkeren santioniert worden würde.
Diese Vorstellung des 氣 ist popularisiert.

wörtliche Verwendung:
기운 활기 기세 색기 노기 분기 기분 증기 전기 und noch millionen...


PS: meines wissens und wenn ich Toin Bee richtig erinnere, wurden othodoxe und katholische Kirche
nicht anlässlich der debatte über die Menschlichkeit Jesus,
sondern der heiligen "Figur" Marias, die sich mit der germanistischen Urgöttin überlappen könnte.
die römische Kirche wollte sich auf den - im eigenen Sinne - Frankreich erstrecken
deshalb musste so - anders als Weihnachtsbaum - aushandeln.

Es war dir froh zum Fronleichnam?
Bacon #9
Member since Jun 2007 · 10 posts
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Subject: Von Mondflecken, Hostien und Kratern
Hallo Naja,
ich kann gut verstehen, dass Du Dich über Fronleichnam wunderst. Ich bin nicht katholisch und habe selbst eine Weile gebraucht, um Fronleichnam zu verstehen. Deine Frage, ob es an Fronleichnam etwas Neues oder Anderes gibt, trifft genau den Punkt: Es gibt etwas Anderes. Fronleichnam ist nicht nur eine Nachholung oder Verdopplung von Gründonnerstag.
In Ergänzung zu dem, was Katho schon geschrieben hat, will ich versuchen, das Besondere an Fronleichnam zu erklären: (Dabei will ich keinem Katholiken zu nahe treten. Das ist euer Fest! Wenn ich es falsch verstehe, klärt mich auf.)

Für das Verständnis ist es vielleicht hilfreich, wenn man die Feste im Kirchenjahr in vier große Kategorien einteilt:
-Feste, die Ereignisse im Leben Jesu betreffen
-Feste, die Ereignisse im Leben Maria betreffen
-Gedächtnisfeiern für Märtyrer oder Heilige
-Ideenfeste (Trinitatis, Fronleichnam, Herz Jesu etc.)

Fronleichnam ist ein Ideenfest und noch dazu ein ziemlich junges. Es wurde erst 1264 durch Urban IV für verbindlich erklärt. Wie Katho bereits erklärt hat, steht Fronleichnam mit dem Leben Jesu in keinem direkten Zusammenhang. Fronleichnam feiert nicht das historische Ereignis des letzen Abendmahls und der Einsetzung des heiligen Abendmahls; beides wird an Gründonnerstag gefeiert.

Der Schwerpunkt bei Fronleichnam ist ein anderer: Es geht nicht um das Gedenken an ein historisches Ereignis als Ursprung der Eucharistie. Es geht um die Verehrung der gewandelten Hostie und des gewandelten Weins als Leib und Blut Christi. Kern des Feier ist die Idee der Eucharistie selbst (oder die Institution der Eucharistie), wie sie in Brot und Wein sichtbar und (be)greifbar wird. Deswegen steht an Fronleichnam die Verehrung der konsekrierten Hostie und nicht der gemeinschaftliche Vollzug der Eucharistie im Mittelpunkt.

Fronleichnam ist also nicht bloß ein nachgeholter Gründonnerstag. Ein Nachholen ist auch gar nicht nötig, da an Gründonnerstag - trotz Karwoche - sehr wohl Feste gefeiert werden. Die katholischen Kirche feiert am Gründonnerstag sogar gleich zwei wichtige Messen: Vormittags die Chrisam-Messe und abends die eigentliche Gründonnerstagmesse.
Katho hat allerdings Recht, dass manche der farbenfrohen Bräuche, die sich um Fronleichnam entwickelt haben, nicht so gut in die Karwoche passen würden. Doch man muss diese Bräuche von dem eigentlichen Fest unterscheiden. Die Bräuche sind regional sehr unterschiedlich ausgeprägt  und noch deutlich jünger als das Fest selbst (meines Wissens entstehen sie in Deutschland erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts).

Zum Titel meines Beitrags:
An der Geschichte von Fronleichnam lässt sich - ganz nebenbei - der Unterschied zwischen religiösem und naturwissenschaftlichem Denken illustrieren.
Eine Nonne (Juliane von Lüttich, 1209) sieht beim Beten einen dunklen Fleck auf dem Mond. Sie interpretiert den dunklen Fleck in Form einer Hostie als göttliches Zeichen, das das Fehlen eines Festes im Kirchenjahr anzeigt:  der Anstoß für die Einführung des Fronleichnamsfestes.
Ein Naturwissenschaftler (Galileo Galilei, 1610) beobachtet dunkle Flecken auf dem Mond. Er interpretiert die dunklen Flecken als Zeichen für Krater auf der Oberfläche des Mondes: der Gnadenstoß für die aristotelischen Kosmologie.

Ich hoffe das hilft Dir weiter.
Bjoern (Guest) #10
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Hallo Naja,
nehme an Du meinst „Toynbee“, den britischen Historiker? Ich weiß zwar nicht genau, worauf Du Dich da bei Toybee beziehst, aber ich glaube Katho hat Recht: Theologischer Auslöser der Kirchenspaltung war meines Wissens der Streit um das „filioque“ im Nicäno-Konstantinopolitanum, das dem Bekenntnis nachträglich hinzugefügt wurde. Die orthodoxe Kirche wollte diesen Zusatz nicht akzeptieren. Dabei ging es um das richtige Verständnis des Ursprungs des heiligen Geistes und weniger um die Menschlichkeit Jesu oder um Maria.
Bjoern (Guest) #11
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@Bacon:
Wie passen denn der Blumenschmuck, die lebenden Bilder, der Fahnenschmuck, die ganze sinnesbetonte Ausgestaltung des Festes zu Fronleichnam, wenn es dabei angeblich um die Feier einer abstrakten Idee geht? Ist die Feier einer abstrakten Idee nicht vielleicht ein bisschen unkatholisch gedacht??? Das klingt mir doch eher nach Protestantismus im Schafspelz!
Bacon #12
Member since Jun 2007 · 10 posts
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Hallo Bjoern,

wie gesagt, ich wollte niemandem zu nahe treten.

Der Katholizismus ist eine ganz eigene Welt, die für mich als Außenstehenden genauso fremd (und manchmal auch befremdlich) ist wie die Kultur eines anderen Landes. Nur fällt mir der Zugang hier vielleicht doch etwas leichter als etwa der Zugang zur koreanischen Kultur, da ich wenigstens nicht mit einer Sprachbarriere zu kämpfen habe.

Ich wollte nur behilflich sein und die Frage von Naja soweit und so gut beantworten, wie ich kann.

Tut mir leid, wenn Dir meine Antwort zu unkatholisch war. (Ich glaube allerdings nicht, dass man sie als „Protestantismus im Schafpelz“ bezeichnen kann. :-( )
naja #13
User title: naja
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auf meine dumme Frage hab ich von Euch
ergiebige und aufschlussreiche Antworten bekommen.
Vielen Dank!

1. Bjoern und Bacon sprechen euch nicht wider, so glaube ich.

Was sich in eine Idee sublimiert hat,
will sich auch in dieser Welt gegenwärtig entfalten
und zwar möglichst bunt - sonst ist sein Wesen sinnlos.
Was sich in dieser Welt bunt entwickelt hat,
will auf das wesentliche zurückgleifen - abgesehen von Dekonstruktionsphilosophie.
Es ist einer der Zusammenhänge von 空 und 色
ewige Wiederholung von Abstrahierung und Onthologisierung.

geschweige denn, die katholichen Kirche,
die mit einem Auge auf die Erde, mit anderem auf den Himmel blickt,
wie es die Geschichte sagt.

Übrigens müssen Nordkoreaner das ikonisierte und zugleich vergegenwärtigte Bild von Kim Jung-il nur hängen aber glücklicherweise nicht schmücken. (man kann diesen Satz jeweils nach dem Geschmack interpretieren)

2. meine spekulation über maria wäre nicht ganz vergeblich,
wenn zwischen Anlass, Motiv und Grund unterschieden wird, so glaube ich.
(Ja, ich hab "anlässlich" falsch geschrieben)

Zu mir kommt dann mit Bjoerns Artikulierung die Beweislast,
ob die eigenartige Leserart von den katholischen über den heiligen Geist
den Weg zur heiligung marias nicht geebnet hat,
oder ob umgekehrt die dadurch vor dem Erscheinen zu vieler Götter haben warnen wollen.

Leider hab ich aber als ein "wild Christian" null Ahnung und keine Lust,
demjenigen Gott tiefer nachzugehen, der nur mit roten Zahlen lebt.

Meine eigentliche Frage, "Warum soll ich an diesem Donnerstag zu hause bleiben
und heute am Mittwoch einkaufen", ist schon erledigt.

Wenn theologiestudierende oder Priester kommen, würde diese Diskussion komplexiert und länglich (werden).
Wie Bacon gesagt, soweit so gut,
obwohl zweifelhaft wäre, ob alles oben geschriebene Hand und Fuss hat.

Erstaunlicherweise funktioniert ein Internetforum!!

Nochmal bedanke mich
Bacon #14
Member since Jun 2007 · 10 posts
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Hallo naja,

warum sollte ein Internetforum auch nicht funktionieren? Aus einer simplen einkauftechnischen Frage hat sich doch eine ziemlich angeregte Diskussion entwickelt.
   
reconciliatio et impertinentia
Sehr interessant fand ich Deinen Versöhnungsversuch zwischen Bjoern und mir: hier scheint wohl die asiatische Diskussionskultur durch. Sachlich glaube ich allerdings, dass der Versöhnungsversuch mehr Probleme aufwirft als er löst. Insbesondere scheint es mir sehr problematisch, im Hinblick auf die Eucharistie von Ontologisierung zu sprechen. Es geht nicht nur um die Ebene des Seins, das wäre irgendwie trivial. Entscheidend ist doch die Verbindung von Sein und Sinn: Eucharistie kann daher nicht ontologisch, sondern allenfalls ontosemiologisch verstanden werden.

Noch interessanter fand ich allerdings, wie Du nach einer Art Schlusswort hinzufügst
Quote by naja on 2007-06-14, 14:45:
obwohl zweifelhaft wäre, ob alles oben geschriebene Hand und Fuss hat.
und uns so durch die Blume zu verstehen gibst, dass Du unsere Beiträge für unfundierte Ergüsse hältst.
Sehr charmant!
Nachdem wir es aber anscheinend trotz der zweifelhaften Qualitäten unserer Beiträge geschafft haben, deinen Wissensdurst zu stillen, will ich mich auf zwei Anmerkungen beschränke:
Vielleicht können sie helfen, einige Amputationsverletzungen zu heilen.


sancta maria, mater deconstructivisti
Quote by naja on 2007-06-14, 14:45:
meine spekulation über maria wäre nicht ganz vergeblich,
wenn zwischen Anlass, Motiv und Grund unterschieden wird
Ob die Begegnung mit der germanischen Urgöttin nun den Anlass, das Motiv oder den Grund für die starke Ausprägung des Marienkultes in der katholischen Kirche gebildet haben soll: solange die Spekulation eine deskriptive Erklärung für die Entstehung des Marienkults geben will, wird sie auch durch diese Unterscheidung nicht plausibler.

In ihrer religionspolitischen Strategie für das Zusammentreffen mit anderen Kulten hat die judäo-christliche Religion stets eine exklusive Strategie verfolgt (im Unterschied etwa zur antiken griechischen Religion, die mit ihrer inklusiven Strategie den eigenen Pantheon häufig um fremde Götter bereicherte). Und wenn man schon eine andere Göttin sucht, warum gerade germanische Urgöttin? Wäre etwa Isis nicht eine viel plausiblere Kandidatin als Anlass/Motiv/Ursprung des Marienkultes?

Da du ja offensichtlich in der Dekonstruktionsphilosophie bewandert bist, liegt doch eine ganz andere (@Bjoern: ausdrücklich nicht katholische) Erklärung nahe:

Betrachtet man, welche Menschen am historischen Erlösungsgeschehen beteiligt waren, fällt die Bedeutung der Frauen auf (das gilt sowohl vom Weihnachtsgeschehen wie vom Ostergeschehen). Insbesondere bei der Menschwerdung Gottes spielte die weibliche Leiblichkeit eine zentrale Rolle; die männliche Leiblichkeit spielte dagegen gar keine Rolle. Vor diesem Hintergrund konnte Weiblichkeit nicht weiterhin als defizitäre Männlichkeit verstanden werden.
Die Rolle Marias im Erlösungsgeschehen führt das herrschende phallozentrische Weltbild ad absurdum. Sie ist damit gewissermaßen die Mutter der Dekonstruktivisten und birgt ein erhebliches gesellschaftskritisches Potential

Die Einführung eines offiziellen Kultes und die Anerkennung der hervorgehobenen Bedeutung Marias ermöglicht die Steuerung durch die patriarchale Kirchenführung. Verschleiert durch folkloristische Elemente findet eine logozentrische Verkürzung der Bedeutung Marias statt: Sie wird auf eine Prämisse in einem christologischen Argument reduziert.
So wird Maria zur Marianette in der Hand von Dogmatiker, die das gefahrlose Fortschreiben des logozentrischen/phallozentrischen Weltbildes ermöglicht.

Ich will übrigens gar nicht behaupten, dass diese Lesart empirisch viel plausibler ist als deine Urgöttin-Spekulation; auf jeden Fall ist sie ihr aber an subversiver Kraft überlegen.
Und das ist ja auch schon etwas.


extra peccuniam nulla salus

oder sollte das vielleicht doch eine Verwechslung von Geld und Geltung sein?
Quote by naja on 2007-06-14, 14:45:
Leider hab ich aber als ein "wild Christian" null Ahnung und keine Lust,
demjenigen Gott tiefer nachzugehen, der nur mit roten Zahlen lebt.
Tatsächlich hatte das Christentum ein kleines Problem: Seine Gründungsdokumente trugen unverkennbar chrematophobe Züge, die es schwer machten, aus den roten Zahlen rauszukommen. Die Lösung dieses Problems war schon einer der genialeren Streiche des mittelalterlichen Denkens:
Durch die Erfindung des Fegefeuers konnte das Christentum seine zwiespältige Beziehung zum Geld theoretisch verarbeiten und überwinden. (Das Fegefeuer ist damit gewissermaßen der Ursprung der Geldwäsche.)
Ich weiß nicht, wie es in Korea aussieht, aber ich würde sagen, dass Gott seitdem nicht mehr mit roten Zahlen leben muss, sondern ganz nett schwarze Zahlen schreibt.
Wie auch immer man das nun bewerten mag.


post scr?tum
Quote by naja on 2007-06-06, 20:56:
Mein Herz schlägt buddhistisch.
Meine Beine bewegen sich taoistisch.
Meine Hände verhalten sich konfuzianistisch
Mein Kopf denkt christlich.
 
Herz, Beine, Hände und Kopf: das scheint mir (wörtlich genommen) nicht  den ganzen Körper menschlichen  Körper und (metaphorisch genommen) nicht die ganze Fülle des menschlichen Lebens auszuschöpfen.

Was bestimmt denn den schönen Rest des Körpers/Lebens?  ;-)
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Moin!

Quote by Bacon:
Noch interessanter fand ich allerdings, wie Du nach einer Art Schlusswort hinzufügst
Quote by naja on 2007-06-14, 14:45:
obwohl zweifelhaft wäre, ob alles oben geschriebene Hand und Fuss hat.
und uns so durch die Blume zu verstehen gibst, dass Du unsere Beiträge für unfundierte Ergüsse hältst.
Sehr charmant!

So kann man das natürlich auch verstehen, aber würde das eher auf seinen eigenen Beitrag beziehen.

Gruß, Johannes
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